Ende des Jahres 2009 brachte der städtische Eigenbetrieb „Touristik und Marketing“ einen Postkartenkalender „Schwäbisch Hall 2010“ heraus. Als Dezembermotiv wurde der obere Teil des um 1520 entstandenen und von dem Würzburger Vikar Kilian Kempffenagel gestifteten Dreikönigsaltar der Haller St. Michaelskirche gewählt. Als „Weihnachtsbotschaft“ findet sich auf der Rückseite der zum Versand an auswärtige Verwandte, Freunde und Bekannte bestimmten Postkarte der erstaunliche Hinweis: „10. — 23.12. Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz“.
Artikel aus dem Schwäbisch Haller Monatsmagazin Alpha Press, Ausgabe Februar/März 2010
Geschäftsleute zornig und empört
Geschäftsleute in der Gelbinger Gasse, denen wir den Postkartenkalender mit dieser „unfrohen Weihnachtsbotschaft“ zeigten, reagierten hierüber im Gespräch eher zornig und empört als erstaunt, denn die jüngsten Geschehnisse um den erfolglos gebliebenen Massenprotest gegen den Umzug der städtischen Musikschule ins Knast-Areal sind noch in sehr frischer Erinnerung und scheinen „unvergesslich“….
Gemeinderäte der FWV, CDU und SPD gaben keine Antwort
Per e-mail haben wir auch alle Fraktionsvorsitzende des Haller Gemeinderats über die dargestellte Ankündigung informiert und um eine Stellungnahme gebeten, da „über die hierzu notwendige Verlagerung des Wochenmarktes und die Veranstaltung des Weihnachtsmarktes auf dem Marktplatz im Haller Gemeinderat noch nicht abschließend beraten wurde“.
Es ist kaum anzunehmen, dass es der FWV, CDU und SPD hierüber glatt die Sprache verschlagen haben mag, weil sie hierauf nicht reagierten…. Aber immerhin wusste Thomas Preisendanz (FDP) auf unsere Anfrage fachkundig mitzuteilen: „einen Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz wird es dann geben, wenn der Gemeinderat zustimmt“. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Andrea Herrmann bemerkte: „Mich wundert langsam gar nicht mehr.“
Neues Weihnachtsmarktkonzept für 2011 geplant
Und die Erste Bürgermeisterin, Bettina Wilhelm, zu deren Dezernat der städtische Eigenbetrieb „Touristik und Marketing“ zählt, reagierte auf unsere gleichlautende Anfrage vom 20. Januar 2010 am 29. Januar 2010 brieflich und bei gleichzeitiger Durchschrift an Herrn Kronmüller als Interessenvertreter der Geschäftsinhaber der betroffenen Gelbinger Gasse und Herrn Barg von Hall aktiv e.V. mit der Bemerkung, dass „der …zu Recht kritisierte Punkt… leider ein Versehen unsererseits“ ist, und führt weiter aus: „Da die Buchhandlungen den Postkartenkalender schon immer sehr früh haben möchten, wurde dieser bereits von der ‚Touristik und Marketing Schwäbisch Hall‘ im Frühsommer 2009 konzipiert. Zu diesem Zeitpunkt gingen die zuständigen Mitarbeiter/innen noch davon aus, dass der Weihnachtsmarkt 2010 auf dem Marktplatz, mit verkürzter Dauer, stattfinden würde.
Wir planen ein neues Konzept für den Weihnachtsmarkt 2011, das wir dem Gemeinderat im Frühjahr 2010 vorstellen werden. Für das Jahr 2010 ist vorgesehen, den Weihnachtsmarkt wie gehabt in der ‚Gelbinger Gasse‘ zu belassen.“
OB Pelgrim hatte Weihnachtsmarkt von der Tagesordnung genommen
Dabei ging die Verwaltung damals wohl stillschweigend davon aus, dass ihr Plan, den Weihnachtsmarkt aus Attraktivitätsgründen auf den Marktplatz zu verlegen, schon von einer sicheren Mehrheit im Gemeinderat „abgenickt“ werde. Doch OB Pelgrim gab zu Beginn der Gemeinderatssitzung vom 29. Juli 2009 bekannt, dass der geplante Tagesordnungspunkt „Weihnachtsmarkt ab dem Jahre 2010 in Schwäbisch Hall“ von der Tagesordnung heruntergenommen wurde.
Haller Hotelier hatte sich über „dürftiges Erscheinungsbild“ beklagt
Dem war bereits vor einiger Zeit vorausgegangen, dass ein bekannter Haller Hotelier namens seiner Gäste bei der Stadt Beschwerde über das im Vergleich zu anderen Städten dürftige Erscheinungsbild des Weihnachtsmarktes in der Gelbinger Gasse geführt hatte. Und auch in der Fragestunde der Gemeinderatssitzung vom 27. Februar 2009 wollte SPD-Stadtrat Sakellariou wissen, welche Anstrengungen die Stadt unternehme, „um die Attraktivität des Weihnachtsmarktes in der Gelbinger Gasse zu erhöhen“. Weil es der Stadt hierzu geeigneter eigener Ressourcen offensichtlich mangelte, suchte sie nach dem Vorbild „Jakobimarkt“ nach einem geeigneten Generalunternehmer, der als Veranstalter den Weihnachtsmarkt attraktiv auszurichten wüsste, der sich aber mit der notwendigen Seriosität ausgestattet nicht rechtzeitig finden lassen wollte…
Es herrscht das Prinzip Hoffnung
Die Stadt stellt nun den sich vernachlässigt fühlenden Geschäftsleuten der Gelbinger Gasse mit der Inbetriebnahme des Kocherquartiers in 2011 einen deutlichen Attraktivitätsgewinn in Aussicht, so dass der dortige Weihnachtsmarkt in seiner bisherigen Ausgestaltung zu verschmerzen sei. Wie im richtigen Leben: Wenn nichts mehr hilft, hilft eben nur noch das „Prinzip Hoffnung“…