Zur Geldwäsche nach Stuttgart

Italien hat einen neuen Mafia-Skandal. Es geht um Geldwäsche, Korruption und Wahlbetrug. Die Spur führt nach Deutschland.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Es ist die deutsche Spur in einem internationalen Fall von Geldwäsche, Betrug, Steuerhinterziehung und Korruption, dessen Dimension selbst italienische Mafiafahnder schockiert. Über mehrere Jahre wurden nach ihren Ermittlungen rund 2 Milliarden Euro Schwarzgelder der Ndrangheta gewaschen – in einem kriminellen System aus Firmen, Banken und Politikern. Der zuständige Untersuchungsrichter Aldo Morgini spricht von „einem der kolossalsten Betrugsfälle in der Geschichte Italiens“.

Auch in Sachen Geldwäsche der Ndrangheta hat die baden-württembergische Landeshauptstadt bei Fahndern der italienischen Antimafiabehörde DIA einen beachtlichen Bekanntheitsgrad: „In Stuttgart hat sich die Organisation schon mehrere Häuserzeilen zusammengekauft.“ Da können Strohmänner der kalabrischen Mafia schon mal den Überblick verlieren. Italienische Fahnder hörten einmal ein Telefonat ab: „Sollen wir das Haus kaufen?“, lautete die Frage an den Clan in Kalabrien. Der Boss tobte: „Mensch, das haben wir doch schon!“
Dennoch sieht man beim LKA partout keinen Ermittlungsansatz: „Wir beobachten die Szene, aber wir müssen erst einmal einen konkreten Anfangsverdacht haben.“ Wen wunderts: Unter dem Ministerpräsidenten Oettinger hat Baden-Württemberg das EU-Gesetz zur Geldwäschebekämpfung aus dem Jahr 2001 jahrelang nicht angewandt, wie der Geldwäscheexperte Andreas Frank berichtet. Erst vor drei Monaten beschloss die Landesregierung, die Geldwäschekontrolle im Bereich der Immobilienhändler, Versicherungsmakler und Finanzdienstleister zu verstärken und damit die Gesetzeslücke zu schließen – just als Oettinger vor dem Wechsel in die EU-Kommission stand.

http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/zur-geldwaesche-nach-stuttgart/

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