„Max Simon: Ein SS-General des Schreckens in Hohenlohe“ – Buchpräsentation in Brettheim über die Lebensgeschichte eines SS-Führers

In den vollbesetzten Räumen des Hauses der Musik und Begegnung in Brettheim stellte   der Autor Franz Josef  Merkl vor einigen Tagen sein Buch über den SS-General Max Simon vor. Max Simon ist maßgeblich mitverantwortlich an der Ermordung von drei Männern in Brettheim am 10. April 1945. Zur Buchvorstellung eingeladen hatte der Förderverein Erinnerungsstätte „Die Männer von Brettheim“.

Von Walter Leyh, Schrozberg

SS-General Max Simon blieb bisher ein „leeres Mahnmal des Schreckens“

Merkls Wunsch sei es gewesen, sein aus einer Dissertation entstandenes Werk in Brettheim erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen, berichtete der Vereinsvorsitzende Norman Krauß in seiner Begrüßung. Krauß bedauerte, den Initiator der Gedenkstätte und langjährigen Vereinsvorsitzenden, den ehemaligen Ortsvorsteher Friedrich Braun, nicht unter den Anwesenden begrüßen zu können. Brauns Tochter Rebecca erinnerte an die drei Opfer vom 10. April 1945: Friedrich Hanselmann, Friedrich Gackstatter und Leonhard Wolfmeyer, an die nicht zuletzt durch die Schaffung der Erinnerungsstätte im Dachgeschoss des Brettheimer Rathauses und die alljährliche Gedenkfeier am Friedhof erinnert werde. SS-General Max Simon aber bleibe dagegen ein leeres Mahnmal des Schreckens, so Rebecca Braun weiter.

Verschwiegene Lebensgeschichte

Eine Einführung in das umfassende 600-Seiten-Werk von Franz Josef Merkl gab Professor Dr. Ludwig Eiber, Leiter des Hauses der bayerischen Geschichte und Lehrstuhlinhaber für neuere und neueste Geschichte an der Universität Augsburg. Eiber war der Zweitkorrektor der Dissertation und hatte als solcher neben dem Doktorvater das Werk während seiner Entstehung intensiv begleitet und den Autor beraten. Eiber erläuterte, dass in Merkls Werk vier „Lebensgeschichten“ Max Simons differenziert und detailliert herausgearbeitet und dargestellt werden. So war Simon als Sanitäter im 1. Weltkrieg im Einsatz, die erwünschte Offizierslaufbahn in der Wehrmacht blieb ihm aber später verwehrt. So sieht Merkl zunächst eine „angepasste Lebensgeschichte“ bei Simon in der Zeit des 1. Weltkrieges und der Weimarer Zeit. Danach erfolgt nach Merkl die „verschwiegene Lebensgeschichte“, als Simon in den KZs Sachsenhausen und Dachau tätig war und an der Besetzung der Tschechoslowakei sowie dem Feldzug gegen Polen teilnahm. Immer wieder ist von verschiedenen Rednern und nicht zuletzt vom Autor selbst an diesem Abend die Rede davon, Simon habe in Europa eine Blutspur hinterlassen. Die dritte ist die „gefälschte Lebensgeschichte“. Hier wird berichtet, wie er doch noch quasi zur Wehrmacht kommt – indem die Totenkopfdivision kriegsfähig gemacht wird. Es wird berichtet über Einsätze in Osteuropa und schließlich den Zweifrontenkrieg in Franken und Nordschwaben also an der „Heimatfront“ und zu Zeiten des „Volkssturmes“. Schließlich folgt die „Lebensgeschichte im Bann der Vergangenheit“. Hier spielt dann Brettheim, ausgehend von den tragischen Ereignissen im April 1945, eine wichtige Rolle. Zentral werden dabei die Freisprüche Simons 1955 und 1960 in Ansbach und 1958 in Nürnberg beleuchtet.

Simons Frau gab keine Informationen heraus

Der Autor selbst berichtete im weiteren Verlauf des festlich und würdig gestalteten Abends über Begegnungen zu denen es während seiner über fünfjährigen Arbeit für die Dissertation gekommen war. Begonnen hatte für ihn die Auseinandersetzung mit der Person Max Simon und dem Thema schon sehr früh: die Frau des Generals wohnte während seiner Kindheit am Ort, doch Nachfragen und Neugier seinerseits wurde damals abgewiesen. Er sichtete vor einigen Jahren die Akten zu Brettheim und Simon in Nürnberg. Merkl berichtet von der Gedenkfeier in Brettheim am 10. April 2004, den Erfahrungen und Begegnungen vor Ort und vor allem der Bestärkung, die er durch Friedrich Braun immer wieder erhalten habe. Eingebaut in seine Ansprache konnte Merkl Friedrich Hanselmann, den Sohn des damals ermordeten Landwirts begrüßen und übergab diesem das Wort. Hanselmann hatte eine Überraschung in gerahmter Form mitgebracht und stellte es dem Publikum vor: das wohl letzte erhaltene Original eines Fandungsplakats aus den Tagen der Brettheimer Ereignisse vom April 1945. Merkl berichtete weiter von der Begegnung und Unterstützung einer jungen Sprachwissenschaftlerin in einem Prager Archiv und ihrer deutsch-jüdischen Großmutter, die er kennen lernen durfte. Letztere stellte sich als Überlebende der KZs Flossenürg und Theresienstadt heraus.

SS-Veteranen müssen der Verwendung ihrer Akten zustimmen

Merkl berichtete schließlich über Kontakte zu einem der letzten noch lebenden damaligen SS-Funktionären. Zumindest bei einigen aufmerksamen Zuhörern löste der Anlass zu dieser Begegnung Verwunderung und Kopfschütteln aus. Die Akten (auch zu Simon) lagern im deutschen Militärarchiv. Die noch lebenden SS-Veteranen müssen dem Zugang und der Verwendung der SS-Akten zustimmen. Das bedeutet: Zugang zu SS-Personalakten gibt es bis heute nur durch Wohlwollen und Genehmigung der damaligen Akteure selbst. „Ein unglaublicher Zustand“, meinten einige Zuhörer in Brettheim.

Akribische Forschungsarbeit erforderte eine „lange Wut“

Für das Lektorat des Wißner-Verlages sprach schließlich Dr. Michael Friedrichs. Er lobte die gute und zuverlässige Zusammenarbeit mit Merkl und die Akribie und Ausdauer mit der dieser seine Arbeit erstellt habe. Friedrichs erinnerte daran, dass Simon ein Zeitgenosse Brechts gewesen sei und auch dieser als Sanitäter am 1. Weltkrieg teilgenommen hatte. Friedrichs zitiert Mutter Courages „lange Wut“: „Es braucht eine ´lange Wut´, um das Schreiben eines solchen Buches durchzustehen, machte er deutlich. Er zeigte sich beeindruckt vom umfassenden Werk Merkls und habe gerne mit ihm zusammen gearbeitet. Abschließend überreichte er einige Erst-Exemplare: an (Mit-)Doktorvater Prof. Eiber, Dr. Hannemann (Leiterin der Gedenkstätte Dachau), Rebecca Braun, Friedrich Hanselmann und nicht zuletzt dem Autor Franz Joself Merkl.

Viele Besucher nutzten die  Gelegenheit zu Gesprächen

Der Abend wurde festlich mit drei Musikstücken an der Querflöte (Martina Staubach) und am Klavier (Hans Gerhard Hammer) umrahmt. Zudem stammte die Musik ebenfalls aus der Feder von Hans Gerhard Hammer. Am Ende der Veranstaltung bot sich bei einem Stehempfang noch viel Gelegenheit zu guten Gesprächen. Dieses Angebot und die Einladung durch den Verein Erinnerungsstätte „Die Männer von Brettheim“ wurde von vielen gerne angenommen.

Info:

General Simon: Lebensgeschichten eines SS-Führers: Erkundungen zu Gewalt und Karriere, Kriminalität und Justiz, Legenden und öffentlichen Auseinandersetzungen (Broschiert), von Franz J. Merkl (Autor), Preis: 38 Euro

Weitere Informationen zur Buchvorstellung und zu Max Simon:

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/land/art5509,422684

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4 Gedanken zu „„Max Simon: Ein SS-General des Schreckens in Hohenlohe“ – Buchpräsentation in Brettheim über die Lebensgeschichte eines SS-Führers

  1. Ich habe drei GroBonkel , alle aus Schlesien mit Familiennamen Simon. Ich weiB, dass alle drei Offiziere der Wehrmacht waren. Einer , Erich Simon, soll sogar Oberst gewesen sein. Meine Frage ist, ob es eine Beziehung zum Massenmörder Max Simon gibt.

  2. Sehr geehrte/r Eisenhuth,
    bitte wenden sie sich an den Autor des Buchs. Er kann ihnen bei ihrer Frage vielleicht weiterhelfen.

    Viele Grüße

    Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

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