Die mobilfunkkritischen Bürgerinitiativen in Gaildorf, Rosengarten und Schwäbisch Hall warnen in einer gemeinsamen Stellungnahme vor den zusätzlichen Gesundheitsrisiken der LTE-Technologie. Auch der BUND erneuert seine Warnungen vor den Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung und fordert einen sofortigen Ausbaustopp. Die Bevölkerung sollte sich zu ihrem eigenen Schutz dieser Technologie verweigern – warum?
Von den mobilfunkkritischen Bürgerinitiativen in Gaildorf, Rosengarten und Schwäbisch Hall
Funkbelastung wird noch einmal um ein Vielfaches höher werden
LTE (Long Term Evolution = langfristige Entwicklung) ist die Nachfolgetechnologie von UMTS. Was UMTS nicht geschafft hat, soll LTE leisten, nämlich unabhängig vom Stecker überall schnellsten Internetzugang ermöglichen, 100x schneller als über Breitbandkabel. Als kalkulierter Nebeneffekt soll LTE langfristig auch den kabelgebundenen Internetverkehr ablösen. So könnten in wenigen Jahren kabelgebundene Breitbandzugänge vom Markt komplett verdrängt werden. Dieser „Fortschritt“ hat jedoch einen hohen Preis: die Funkbelastung wird noch einmal um ein Vielfaches höher werden. Für die flächendeckende Versorgung mit LTE werden nach Schätzung des BUND mindestens 260.000 zusätzliche Antennen benötigt. Dieser weitere Mobilfunkausbau steht in krassem Gegensatz zu den Warnungen des EU-Parlaments, der Bundesärztekammer und verschiedenster anderer Organisationen. Mit dem Ausbau widerspricht das bundeseigene Amt für Strahlenschutz seinen eigenen Vorsorgeempfehlungen. Dennoch: die Bundesregierung baut weiter aus und brüstet sich damit, dass Deutschland das erste Land sein wird, das LTE einführt.
Was kommt auf uns zu?
Nach Abschluss der Versteigerungen werden die Mobilfunkbetreiber laut Lizenzvereinbarung mit dem Ausbau auf dem Land beginnen müssen. Die vorrangige Versorgung des ländlichen Raums ist Teil der Lizenzverträge. Bis 2016 müssen die Lizenznehmer mindestens 90 Prozent der ländlichen Bevölkerung mit LTE versorgt haben. Damit werden die letzten Lücken und Funklöcher geschlossen. Unser gesamter Lebensraum wird ohne Unterbrechung von gepulster Hochfrequenz und den damit bekannten Gefahren durchdrungen – ähnlich einem Lärmteppich, der nicht nur alle Wände, sondern auch alles was lebt durchdringt – Tag und Nacht bis ins Schlafzimmer. Lebewesen, eingeschlossen der Mensch, haben sich mit und durch die natürliche Hintergrundstrahlung entwickelt. Organismen funktionieren und kommunizieren über elektrische Reize. In dieses sensible System greift der künstlich erzeugte Strahlensalat ein und führt zu vielfältigen Irritationen und Entgleisungen, die je nach Konstitution und Belastung (Dauer und Dosis) besser oder schlechter repariert werden können – oder gar nicht.
Sofortigen Ausbaustopp fordern
Nach einer Erhebung unseres Bundesamtes für Strahlenschutz sind zirka sechs Prozent der Bevölkerung elektrosensibel, Tendenz steigend. Neun Prozent fühlen sich spürbar gesundheitlich beeinträchtigt, das sind mehr als sieben Millionen Menschen. Weitere 20 Prozent (16 Millionen Menschen) befürchten Gesundheitsschäden, 25.000 Menschen sind aufgrund schwerwiegenster Beeinträchtigungen auf der Flucht vor Mobilfunkstrahlung. Diese offiziellen Zahlen müssten verantwortliche Politikerinnen und Politiker aufrütteln und zumindest einen sofortigen Ausbaustopp zur Folge haben – aber unsere Regierung baut weiter aus.
Elektrosensibilität ist eine Krankheit
Andere Länder haben bereits auf die internationalen Warnungen reagiert: Taiwan hat 1500 Sender abgebaut. Großbritannien, Österreich, Schweden und die USA erkennen Elektrosensibilität als Krankheit an. In den allermeisten europäischen Ländern sind die Grenzwerte deutlich niedriger als in Deutschland, auch in Russland und China. Frankreich hat ein mobilfunkfreies Schutzgebiet ausgewiesen und verabschiedet ein Handyverbot an Schulen, darüber hinaus mussten einzelne Sender im Land abgebaut werden. Der Mastabbau erfolgt in allen Ländern aus Gesundheitsgründen – und Deutschland baut aus. Ein italienisches Gericht hat vergangenes Jahr den Gehirntumor eines Mannes, der über Jahre beruflich viel mobil telefonieren musste, als Berufskrankheit anerkannt. Russische Forscher befürchten, dass Kinder und Heranwachsende zunehmend schon in mittlerem Alter an Parkinson oder Alzheimer erkranken werden. Die Bundesregierung räumt ein, dass nicht abgeschätzt werden kann wie sich die Mobilfunkbelastung langfristig auswirkt, schon gar nicht auf Kinder – aber sie baut weiter aus.
Warum treibt die Bundesregierung die Einführung von LTE voran?
Mit den 50 Milliarden Euro aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen hat die damalige Bundesregierung einen Teil ihres Haushaltsloches gestopft. Auch von der aktuellen Versteigerung erhofft sich die Regierung einen erklecklichen Betrag, zusätzlich eine Milliarde Euro Steuereinnahmen pro Jahr. Ist das der Grund? Die Gesundheitskosten in unbezifferter Höhe durch erhöhte Krebsraten, Herzrhythmus-Störungen, Tinnitus, Depressionen, etc. werden nicht berücksichtigt.
Was ist die Alternative zu LTE?
Die Alternative ist eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandkabel. Denn selbstverständlich haben alle Gemeinden, Weiler und Einzelgehöfte ein Recht auf schnelles Internet, das gehört heute zur Infrastruktur – wie einst das Recht auf eine geteerte Straße – und ist inzwischen ein wichtiger Standortfaktor. Unsere Gesellschaft muss sich darauf verständigen, diesen Ausbau schnellstmöglich zu leisten, aber nicht über lebensfeindliche Funktechnik, sondern über leistungsfähige kabelgebundene Breitbandtechnik. Es kann nicht hingenommen werden, dass die Deutsche Telekom in Städten mit Breitbandkabel Milliarden verdient, aber in weniger lukrative Gebiete nicht investieren will. Bundeskanzlerin Merkel hat versprochen, dass jeder Haushalt bis Ende 2010 mit einem Internetzugang von mindestens 1 Mbit/Sekunde versorgt werden soll. Die Bürgerinitiativen rufen die Bevölkerung auf, in unserem Landkreis für ihr Recht zu kämpfen, dass dieser Ausbau per Breitbandkabel und Glasfaser vonstatten geht.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Einführung von LTE zu verhindern?
1. LTE-basierte Angebote nicht nachfragen und nicht nutzen. Die Sendeanlagen werden nur gebaut, wenn damit genügend Geld verdient wird.
2. Massiv gegen neue Sendeanlagen protestieren und gleichzeitig kabelgebundene Varianten einfordern. Dabei sind auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis gefragt. Strahlungsarme Gebiete sind zunehmend ein positiver Standortfaktor.
3. Die Bundesregierung öffentlichkeitswirksam dazu aufzufordern die Versteigerung der neuen Frequenzen sofort zu stoppen.
Für die Bürgeinitiativen Rosengarten, Gaildorf und Schwäbisch Hall:
B. Braun, U. Hölzel, J. Härtig
E-Mail: risiko-mobilfunk@web.de
Offener Brief zur geplanten Einführung der LTE-Technologie
Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis,
die Bürgerinitiativen Gaildorf, Rosengarten und Schwäbisch Hall haben eine ausführliche Presseerklärung zur geplanten Einführung der LTE-Technologie herausgegeben, die wir Ihnen zur Information anhängen. Daraus können Sie entnehmen, dass unser Landkreis, vor allem die ländlichen Regionen, massiv vom geplanten Ausbau und den damit verbundenen Gesundheitsgefährdungen betroffen sein werden. Manche von Ihnen haben noch große Schätze in Ihren Gemeinden, nämlich Wohn- und Erholungsgebiete, die strahlungsarm bzw. sogar strahlungsfrei sind. Das ist ein besonders hohes Gut, das Sie schützen sollten. Denn Elektrosensibilität nimmt mit dem weiteren Mobilfunkausbau immer weiter zu. Rechnet man die offiziellen Zahlen unseres Bundesamtes für Strahlenschutz herunter, sind in unserem Landkreis zirka 12.000 Menschen elektrosensibel (etwa zweimal die Einwohnerzahl von Ilshofen) – Tendenz steigend.
Funkfreie bzw. funkarme Gebiete werden immer mehr nachgefragt. Sie können diese Gebiete nur erhalten, wenn Sie sich gemarkungsübergreifend solidarisch verhalten. Darum bitten wie Sie.
• Informieren Sie Ihre Bürgerinnen und Bürger über die Folgen, die LTE- oder andere neue Sender mit sich bringen.
• Vermieten Sie keine kommunalen Grundstücke oder Immobilien für Mobilfunkantennen
• Rufen Sie Ihre Bürgerinnen und Bürger dazu auf, dies ebenfalls zu lassen.
Wenn Sie noch Informationsbedarf oder Fragen haben, können Sie sich selbstverständlich jederzeit an uns wenden. Wir kommen gerne mit Ihnen ins Gespräch. E-Mail: risiko-mobilfunk@web.de
Mit freundlichen Grüßen
Beate Braun
(im Namen der Bürgerinitiativen Gaildorf, Rosengarten und Schwäbisch Hall)
Hallo!
Mich würde mal interessieren, was ich gegen einen privat aufgestellten Mobilfunkmasten in meiner Nähe machen kann!
lg