Richtfest des Kocherquartiers in Schwäbisch Hall – Hohenlohe-ungefiltert ruft zur Diskussion über das „Jahrhundertbauwerk“ auf

Ein Bild der Großbaustelle "Kocherquartier" in Schwäbisch Hall aus dem Jahr 2009. Im Hintergrund sind noch Gebäude des ehemaligen Gefängnisses zu sehen.

Ein Bild der Großbaustelle "Kocherquartier" in Schwäbisch Hall aus dem Jahr 2009. Links im Hintergrund sind alte Gebäude des ehemaligen Gefängnisses zu sehen.

„Schwäbisch Haller Einkaufszentrum nimmt Formen an – Oberbürgermeister Pelgrim eröffnet Richtfest im Kocherquartier“ lautet die Überschrift einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall von heute, Montag, 17. Mai 2010, die um 16.04 Uhr per E-Mail in der Redaktion von Hohenlohe-ungefiltert eingetroffen ist.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Pressestelle der Stadt Hall mit hellseherischen Fähigkeiten?

Die Meldung sieht auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär aus. Verwunderlich ist aber der weitere Inhalt des Schreibens,  wenn man bedenkt, dass die Veranstaltung laut Einladung der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall erst am Montag, 17. Mai 2010, um 17 Uhr beginnen sollte – also etwa eine Stunde nach Eingang der Pressemitteilung in der Redaktion. Der Wortlaut der Pressemitteilung von Montag, 17. Mai 2010, um 16.04 Uhr ist wie folgt: „Am gestrigen Nachmittag schlug Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim mit dem Richtfest des „Kocherquartiers“ ein neues Kapitel Schwäbisch Haller Geschichte auf. „Wir warten nicht ab, was die Zukunft mit sich bringt, sondern wir gestalten unsere Zukunft selber!“, rief ein sichtlich stolzer OB den zahlreichen Gästen zu. Und das dürfte nicht übertrieben sein: Mit einer Bausumme von 100 Millionen Euro und einer Gesamtfläche von 18.000 Quadratmetern verändert das „Kocherquartier“ nachhaltig das Gesicht der Stadt und stellt zugleich die umfassendste Baumaßnahme Halls seit dem Stadtbrand von 1728 dar.

Auf demografische Veränderung reagiert

In seinem Grußwort sprach der Oberbürgermeister von einer demographischen Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung, die eine Trendwende erfordere. „Wir müssen zurück von der grünen Wiese und rein in die Stadt“, so Hermann-Josef Pelgrim. Die Menschen würden die Chancen integrierter Lagen, erkennen und nutzen. Neben einem 13.000 Quadratmeter großen Einkaufs- und Handelszentrum entstünden zusätzliche Flächen für Wohnungen und eine Erweiterung der Kulturangebote. Insbesondere bekämen die Musikschule, das Stadtorchester und auch die Volkshochschule neue Räumlichkeiten. „Mit dem Kocherquartier stellen wir die Weichen in Richtung Zukunft und stärken das urbane Herz unserer Stadt“, so der OB abschließend.

Stichwort „Kocherquartier“:
Einkaufen wird zu einem neuen Erlebnis – 13.000 Quadratmeter neue Handelsflächen mit einem guten Branchenmix von Lebensmittler bis Bekleidung und Drogerie. Dazu ein Ärzte- und Dienstleistungsangebot, 350 Parkplätze in der Tiefgarage und ein neuer Zentraler Omnibusbahnhof, der erstmalig den Stadt- und Regionalbus miteinander verbindet. Zudem entstehen neue öffentliche Plätze und Gassen sowie Park- und Flanierzonen. Mitten drin das „Haus der Bildung“ auf einer Flächte von 3.250 Quadratmeter, das die Musikschule, das Stadtorchester und auch die Volkshochschule beherbergt. Ein Blick in die Zukunft des Kocherquartiers ist auf www.kocherquartier-sha.de möglich.“

„Sichtlich stolz“ vor „zahlreichen Gästen“

Soweit die Pressemitteilung der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall, die mit einem „Sperrvermerk“ Montag, 17. September 2010, 18 Uhr versehen war. Vor diesem Termin sollte sie also nicht veröffentlicht werden. Ob die Veranstaltung aber überhaupt stattgefunden hat, und wenn ja, ob „zahlreiche Gäste“ dabei waren, ist bisher (Stand Montag, 17. Mai 2010, 22.34 Uhr) nicht bekannt. Der Autor der städtischen Pressemitteilung wusste aber schon Stunden vor dem geplanten Beginn des Richtfestes, dass der Haller Oberbürgermeister „sichtlich stolz, den „zahlreichen Gästen“ etwas zurufen wird. Das grenzt an Wahrsagerei.

Hohenlohe-ungefiltert ruft zur Diskussion über das Kocherquartier in Schwäbisch Hall auf

Die Baumaßnahme Kocherquartier in Schwäbisch Hall ist vielfach umstritten. Hohenlohe-ungefiltert ruft die Leserinnen und Leser auf, ihre Meinung zu diesem „Jahrhundertbauwerk“ zu schreiben. Das könnte eine spannende Diskussion werden. Nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

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8 Gedanken zu „Richtfest des Kocherquartiers in Schwäbisch Hall – Hohenlohe-ungefiltert ruft zur Diskussion über das „Jahrhundertbauwerk“ auf

  1. Ich glaube fest daran, dass mit dem Kocherquartier nicht nur Hall, sondern auch die Region einen Schritt nach vorne macht. Ich verspreche mir eine Stärkung des Einzelhandels in Schwäbisch Hall und die Sicherung der dortigen Arbeitsplätze durch eine Steigerung der Attraktivität der Stadt insgesamt – vor alllem aber im Vergleich zu Heilbronn und Stuttgart, wohin zu viel Kaufkraft aus der Region bislang abfließt. Durch die Belebung des 150 Jahre unzugänglichen Herzens der Innenstadt wird auch das gesamte Umfeld profitieren. Ich glaube und hoffe, dass die Besucher des Einkaufszentrums von den neuen zusätzlichen Parkflächen aus dem Kocherquartier in die Haller Innenstadt und die Gelbinger Gase ausströmen werden, um dort die beste Gastronomie im nördlichen Nordwürttemberg zu genießen. Von der herrlichen Altstadt ganz zu schweigen. Hätte die Stadt das Gelände so gelassen, wie es war, wäre der Einzelhandel vollends kaputt gegangen, weil er den Wettbewerb mit der grünen Wiese und den anderen Zentren ohne diese Verbesserung auf Dauer nicht durchgehalten hätte. Wir haben in Bayreuth und Ansbach positive Besipiele gesehen, die trotz anfänglicher Skepsis in der Bevölkerung zu einer sehr guten Verbindung von Kaufhaus und Innenstadt geführt hat, von der beide Seiten profitiert haben. In Hall wird das sicher auch klappen. Schließlich ist unsere Innenstadt noch schöner und das neue Zentrum noch zentraler als in den beiden genannten Städten. Ich bin also optimistisch.
    Nikolaos „Nik“ Sakellariou, SPD Stadtrat in Schwäbisch Hall

  2. Es bleibt zu hoffen dass dieses Bauwerk langfristig für Hall und die Region wirklich ein Schritt nach vorne ist.
    Wenn man sieht wie massiv zum Teil die Stadtgalerie in HN werben muss um genügend Umsatz etc. zu erzielen regt einen das zum nachdenken an.
    Da der OB von einer demographischen Veränderung spricht, sollte er dabei nicht vergessen dass man nicht am ZOB oder an den barrierefreien Wegen sparen sollte, wenn man hier langfristig etwas erreichen will.

  3. Ich gebe meinen Kommentar mal ganz pathetisch bzw. archaisch an.
    „Der Mensch“ hat sich immer schon nach neuen Ufern aufgemacht , hat nach neuen Möglichkeiten und Veränderungen gesucht um sich und sein Volk voranzubringen. Ohne diesen Vorwärts- und Veränderungsdrang gäbe es diese Spezies nicht mehr. Ängste vor den Folgen, vor Unbekanntem vor dem Scheitern werden dabei großzügig übergangen.

    Interessanterweise wird dies in aller Regel von einer kleinen Gruppe von Anführern und Vorangehern vollzogen. Die große Gruppe der Geführten lämmert bedenkenträgerisch und mürrisch hinterher und trauert um liebgewonnene Pfründe und scheut die Veränderung weil sie sie nicht beeinflussen kann.

    In der heutigen vielfältigen demokratischen Medienwelt haben diese Bedenkenträger umfangreiche Mittel und Möglichkeiten sich zu äußern und zu diskutieren. An den archaischen Zuständen, dass sie nichts zu melden haben und die Veränderung mittragen müssen hat sich zum Glück nichts geändert.

    Der Mensch kennt nur einen Richtung: Nach Vorne. Und keine Kritiker ohne eigenen Gestaltungswillen noch eine Finanzkrise noch irgendwelche wertlosen Staatsanleihen oder platzende Ölbohrinseln können dies verhindern. Daher wird das Kocherquartier gebaut, fertiggestellt und genutzt. Und dann wird mehr oder weniger Wasser den Kocher hinunter und am Quartier vorbeifließen. Und schon bald kann sich kein Haller mehr eine Stadt ohne diesen Teil vorstellen. Nach den Gestaltern und Machern werden irgendwann Plätze und Straßen benannt – dies machen dann aber schon wieder die Nächsten und erneut wird eine mediale Diskussion aufflammen ob der Platz wirklich Hermann-Josef-Pelgrim-Platz oder besser Bürgermeister-Pelgrim-Platz heißen soll. Auf die Idee eine Straße Ralf-Garmatter-Weg zu benennen wird jedoch kaum einer kommen – es sei denn es handelt sich um eine Sackgasse oder Einbahnstraße.

  4. Hoffentlich machen Sie sich da nichts vor, Herr Sakellariou. Ob tatsächlich soviel Kaufkrauft dauerhaft von Stuttgart und Heilbronn nach Hall fließt, wage ich zu bezweifeln. Eher werden die anderem umliegenden kleinen Mittelstädte Kaufkraft verlieren. Aber vielleicht gibt es auch nur einen kurzen, von Neugier getriebenen, Anfangsboom und dann ist den weiter weg wohnenden Leuten auch schon wieder der Weg zu weit.

  5. OMG (Oh my god),
    das ich jemals hier schreibe hätte ich nicht gedacht. Aber ich muss ganz einfach Max applaudieren. Wunderbar. Holofi eine Plattform für Bedenkenträger die nix zu melden haben. Schön ,einfach schön. Danke, hab schon lange nicht mehr alleine laut gelacht. Heute wieder.

  6. Sollten tatsächlich die Verbraucher in naher Zukunft mit stark erhöhter Mehrwertsteuer für die von den Bankern verursachten Krisen löhnen dürfen, dann wird das nix mit dem Wirtschaftsaufschwung – auch nicht dann, wenn die Läden noch so chic und neu sind.

  7. Das Kocherquartier ist gut. Entscheidend ist, dass man mal erkennt wo das wesentliche liegt. Wir investieren unsere interdisziplinären Verbesserungspotentiale, um die kritische Masse der verbindlichen Basics auszuschöpfen. Außerdem nutzen wir so unsere anspruchsvollen Technologien, um einen Quantensprung der wachstumsrelevanten Motivationsfaktoren abzuschöpfen. Ich sehe es eindeutig so, dass die Stadt damit auf unsere anspruchsvollen Potentiale setzt, um die Nachhaltigkeit der verbindlichen Module zu potenzieren. Dadurch gelingt es uns unsere proaktiven Human Resources, um die Rückmeldungen der neuartigen Herausforderungen zu professionalisieren.
    Im Prinzip ist dies dasselbe was Max meint nur halt ohne den rückwärtsgewandten Blick.
    Hans Petersberger – ehemaliger Haller –

  8. Was bitteschön ist das für eine Politik? Der Einzelhandel in der Innenstadt wird das Kocherquartier spüren. Man geht nach Einkauf im Quartier mal noch eben in der Innenstadt nen Cappucino trinken… schön. Wenn die Innenstadt so aussieht wie der Spitalbach derzeit … (attraktive Haller Innenstadt!)

    Die Stadtverwaltung hätte meiner Meinung nach besser daran getan, bestimmte Plätze in der Innenstadt wieder attraktiver zu gestalten. Hier hätte man sicher auch auf andere Weise das alte Gefängnisareal sehr gut und passender für Hall sehr schön mit integrieren können. Schwäbisch Hall ist nicht Berlin oder auch „nur“ Heilbronn, und wird es nie sein. Die Gegner des Kocherquartiers sind bestimmt nicht generell gegen Modernisierung und Fortschritt und den Blick nach vorne… aber bitte auf realistische Weise… ob die Kaufkraft in SHA steigt bleibt abzuwarten… sehr stark zu bezweifeln.

    Ich wurde in SHA bereits geboren, lebe und arbeite hier. Die Innenstadt verliert meiner Meinung nach gravierend an Attraktivität. Wieviele Läden stehen denn heute schon leer in Hall? Weniger werden es nicht, wenn ich höre: „Ich bin ab April dort in …., dort kostet mich die Miete warm das, was ich in SHA kalt bezahle, und habe noch kostenfreie Parkplätze vor dem Haus“. Und dies wird sicherlich nicht besser durch einen Betonbunker, sozusagen ab vom Schuss.

    In einem anderen, neueren Artikel dieses Internetmagazins hier (super, ich hab das leider erst heut endeckt, großes Lob an diese Internetseite) wurde über Pakete für das „Halligalli“ berichtet, in dem Haller Händler aufgefordert wurden, Pakete für teuren Preis zu erwerben um für das Stadtfest Werbung zu machen. Wenn überhaupt, warum werden diese Pakete nicht kostenlos verteilt, wenn sie doch im Sinne der Stadt und auch der Händler sein sollen? Selbst dann wäre allerdings fraglich, ob ein Händler in der Innenstadt sich an so einem Blödsinn beteilien sollte. Komisch, dasd für so etwas immer Geld da ist… Soll so das Haushaltsloch gedeckt werden, dass durch diesen Bau so weit aufgerissen wurde?

    Nun ja, last but not least: Größenwahn lässt grüßen, Hochmut kommt vor dem Fall. Jetzt ist es zu spät. Das merkwürdige, nicht sehr schöne und für Schwäbisch Hall sehr unpassende Bauwerk steht. Hoffen wir doch noch das Beste.

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