Langsam wird’s peinlich für das Druckzentrum Gerabronn. Am Mittwoch, 2. Juni 2010, hat die im Sommer 2009 vom Hohenloher Druck- und Verlagshaus (Hohenloher Tagblatt) abgespaltene Firma vom Arbeitsgericht Crailsheim gleich zwei Abfuhren erhalten.
Kommentar von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Manischer Versuch einen lästigen Betriebsratsvorsitzenden zu entlassen
Wieder einmal hatte das Unternehmen versucht, den Betriebsratsvorsitzenden loszuwerden. Der betroffene Druckmaschinenführer nahm vor Gericht Stellung zu den Vorwürfen der Geschäftsleitung (Die Vorwürfe sind unter diesem Kommentar dokumentiert). Richter Ralf Büschler und die beiden ehrenamtlichen Richter signalisierten dem Rechtsanwalt der Geschäftsleitung und dem Firmenvertreter Stephan Wankmüller (Technischer Leiter), dass die vorgebrachten Anschuldigungen für eine fristlose Kündigung eines Betriebsratsvorsitzenden bei weitem nicht ausreichten. Daraufhin zog der Rechtsanwalt des Druckzentrums Gerabronn beide Kündigungsanträge zurück („Ich stimme Ihnen zu, dass es nicht ausreichend ist.“). Mit hängendem Kopf verließ der Jurist nach den beiden Schlappen den Gerichtsaal in Crailsheim, mit hochrotem Kopf folgte ihm Stephan Wankmüller. Die Sache kostet die Firma eine Stange Geld. Fachleute schätzen die Gerichts- und Anwaltskosten in dem aktuellen Fall auf rund 12.000 Euro. Dieses Geld könnte das Druckzentrum Gerabronn sicher sinnvoller verwenden, als geradezu manisch zu versuchen, den ihr lästigen Betriebsratsvorsitzenden zu entlassen.
Das Druckzentrum Gerabronn könnte fast schon alleine einen Arbeitsrichter auslasten
Die Absicht der Firma ist genauso klar wie menschenverachtend: Druckzentrum-Geschäftsführer Jürgen Bauder will einen ihm persönlich unbequemen Betriebsratsvorsitzenden loswerden. Dabei sind ihm fast alle Mittel recht. Auch rund 20 Überwachungskameras waren schon ohne Zustimmung des Betriebsrats im Druckzentrum Gerabronn im Einsatz – ohne Erfolg. Stephan Wankmüller und ein weiterer Mitarbeiter der technischen Leitungsebene übernehmen bei dem üblen Spiel die unrühmlichen Rollen von Mobbing-Handlangern. Die leicht zu durchschauende Absicht wurde bei der Arbeitsgerichtsverhandlung deutlich. Es handelt sich um Zermürbungstaktik. Der Rechtsanwalt der Geschäftsleitung machte erst gar keinen Hehl daraus, dass versucht werde, durch eine Masse an Abmahnungen den Betriebsratsvorsitzenden aus der Firma hinauszubugsieren. Schon am Montag, 7. Juni 2010, um 11.40 Uhr muss sich das Arbeitsgericht Crailsheim erneut mit einer solchen Abmahnung für den Betriebsratsvorsitzenden des Druckzentrums Gerabronn befassen. Etwas überspitzt formuliert: Das Druckzentrum Gerabronn lastet fast schon alleine einen Arbeitsrichter aus.
In Crailsheim soll ein neues Druckzentrum gebaut werden
Völlig unverständlich wird das Vorgehen der Geschäftsleitung des Druckzentrums Gerabronn gegen den Betriebsratsvorsitzenden, wenn man bedenkt, dass es konkrete Pläne der Firma gibt, das Druckzentrum Gerabronn möglichst schnell wieder unter das Dach des Hohenloher Druck- und Verlagshaus in Crailseheim zurückzuführen – was auch wieder eine Menge Geld kostet. Zusammen mit dem Aalener Zeitungsverlag Schwäbische Post soll dann in Crailsheim – in der Nähe der Firma Terex (früher Schaeff, Baggerhersteller) – ein neues gemeinsames Druckzentrum gebaut werden. Die Firma Druckzentrum Gerabronn würde dann nicht mehr existieren. In die neue Firma wird der derzeitige Betriebsratsvorsitzende mit Sicherheit nicht übernommen werden. Angesichts dieses Fakts ist zu vermuten, dass Druckzentrum-Geschäftsführer Jürgen Bauder und seine Lakaien nur einen persönlich motivierten Kampf mit dem Maschinenführer ausfechten. Sie wollen gegenüber dem Betriebsrat und den in ihren Augen renitenten Betriebsratsvorsitzenden ein Exempel statuieren – wie hoch die Kosten (finanziell und gesundheitlich) dafür sind, spielt für die Geschäftsleitung offensichtlich keine Rolle.
Die Vorwürfe der Geschäftsleitung des Druckzentrums Gerabronn in den beiden unmittelbar aufeinander folgenden Arbeitsgerichtsverhandlungen am 2. Juni 2010 in Crailsheim lauteten:
1. Dem Druckmaschinenführer war vorgeworfen worden, er habe in einer Schicht die drei oder vier anderen Mitarbeiter beim Reinigen der Maschine nicht genügend beaufsichtigt.
Anmerkung: Dazu muss man wissen, dass der Maschinenführer gleichzeitig selbst an der etwa 20 Meter langen und mehrere Meter hohen Maschine Reinigungsarbeiten erledigen muss – teilweise in engen und nicht einsehbaren Maschinenbauteilen.
2. Dem Maschinenführer war vorgeworfen worden, es sei in seiner Schicht bei einem Druckprodukt zu Faltenbildung gekommen.
Anmerkung: Der Maschinenführer berichtete, dass solche Faltenbildung wegen des Alters der Druckmaschine und entsprechender Verschleißerscheinungen und technischer Probleme in allen Schichten vorkomme. Dies wurde vom Technischen Leiter der Firma im Crailsheimer Gerichtssaal bestätigt.
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“Das Mobbing geht weiter” – Geschäftsführer Jürgen Bauder will im Druckzentrum Gerabronn den Betriebsratsvorsitzenden los werden https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=7046
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