Über 150 Fotoraritäten aus Hohenlohe sind in dem neuen Buch „Damals in Hohenlohe – die Dreißiger- bis Fünfzigerjahre“ von Albrecht Bedal zu sehen. Lanz-Bulldogs mit Mähbinder, Pferde- und Kuhgespanne, Schotterpisten als Ortsdurchfahrten, Hochzeitsgäste mit Zylinder, mit Schweinen und Schafen spielende Kinder, Hausschlachtungen, aber auch mit Hakenkreuzfahnen geschmückte Ortschaften, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene bei der Feldarbeit oder Frauen mit Soldaten beim Picknick und vieles andere mehr beinhaltet das 96-seitige Buch. Die Bilder stammen aus dem Archiv des Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Viele Bauern arbeiteten bis in die 1950er Jahre mit Kuh- und Pferdefuhrwerken
Der Schwarz-Weiß-Bildband ist die Fortsetzung von Bedals inzwischen vergriffenem Buch „Ländliches Hohenlohe – Um Tauber, Kocher und Jagst“ aus dem Jahr 2004, das nach Verlagsangaben 1200mal verkauft worden ist. In der Fortsetzung lässt sich die ländliche Entwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert kurzweilig nachvollziehen. „Bis in die 1950er Jahre hinein haben viele Bauern noch so gewirtschaftet wie Jahrhunderte zuvor“, berichtet der Leiter des Freilandmuseums Wackershofen bei der Buchpräsentation im Roten Ochsen, dem historischen Gasthaus des Museums. Auf den meisten Höfen sei die Technisierung und Maschinisierung erst weit nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt, so Bedal. Viele Landwirte in Hohenlohe schafften sich erst in den 1950er Jahren den ersten Traktor an.
Bilder aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs
Nicht ausgespart hat Bedal die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Bilder von Festumzügen der Nationalsozialisten in Schwäbisch Hall, Ingelfingen, Riedbach und anderen Orten der Region hat der gelernte Architekt in dem Werk dokumentiert. Meist handelt es sich um Privatfotos, nur selten sind Bilder von professionellen Fotografen zu sehen. Dies macht aber den besonderen Reiz des Buches aus – auch, wenn manche Bildvorlagen nicht gestochen scharf oder optimal belichtet sind.
Die Bilder dürfen nicht im Archiv verstauben – sie müssen raus in die Öffentlichkeit
Dem langjährigen Leiter des Freilandmuseums in Schwäbisch Hall-Wackershofen ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Bilder „nach draußen in die Öffentlichkeit kommen und nicht im Archiv verstauben“. Mehr als 150 sind in „Damals in Hohenlohe“ mit informativen Bildunterschriften veröffentlicht. An den Bildern lässt sich auch die Entwicklung der Fotografie, angefangen von statischen und gestellten Bildern, hin zu Fotos mit Menschen, Tieren und Maschinen in Bewegung nachvollziehen.
Buchinformation: Albrecht Bedal, Die Reihe Archivbilder „Damals in Hohenlohe – Die Dreißiger- bis Fünfzigerjahre“, Sutton Verlag Erfurt 2010, 96 Seiten, über 150 Schwarz-Weiß-Bilder, ISBN: 978-3-86680-591-0, erhältlich im Buchhandel und an der Kasse des Hohenloher Freilandmuseums Schwäbisch Hall-Wackershofen, Preis: 17,90 Euro.
Weitere Informationen im Internet:
http://www.wackershofen.de/freilandmuseum/cms/front_content.php?idcat=44&lang=1
http://de.wikipedia.org/wiki/Hohenloher_Freilandmuseum_Wackershofen
Na da bin ich ja mal gespannt, ob der neue Bldband in die lange Reihe der glorifizierenden Publikationen („gute alte Zeit“) einzusortieren ist, ODER, wie etwa „Mägde, Knechte, Landarbeiter: Arbeitskräfte in der Landwirtschaft in Süddeutschland, oder #Frauenwelten. Arbeit, Leben, Politik und Perspektiven auf dem Land im 20. Jahrhundert, Bad Windsheim 1999; oder #Fremde auf dem Land, Bad Windsheim 2000 (beide auch von von Hermann Heidrich als (Mit)Herausgeber)), einen weiter-, bzw. tiefergehenden Ansatz verfolgt. Ich fürchte dass eher nicht.