Am Stuttgarter Hauptbahnhof haben die Abrissarbeiten begonnen – Heute Abend (Freitag, 20 Uhr) werden 10.000 TeilnehmerInnen zu einer Menschenkette erwartet

Die Abrissarbeiten am Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs haben nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) und der Deutschen Presseagentur (dpa) am heutigen Freitagmorgen (13. August 2010) begonnen. Zuvor hat die Polizei vier Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21, die in der Nacht eine Mahnwache am Bauzaun gehalten hatten, fortgetragen. Die vier Menschen hatten sich geweigert, das Gelände zu verlassen.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Bagger entfernte das Vordach am Nordteil des Bahnhofs

Ein Bagger entfernte heute in den frühen Morgenstunden das Vordach des Gebäudes. Dabei soll es nach dpa-Informationen zunächst bleiben. Die Arbeiten sind Teil des umstrittenen Projekts Stuttgart 21. Seit Wochen wird dagegen protestiert, dass der Hauptbahnhof zu einer unterirdischen Bahnstation umgebaut werden soll. Der Protest richtet sich vor allem gegen die stark angestiegenen Kosten. Statt wie ursprünglich geplant 2,6 Milliarden Euro soll der Neubau inzwischen bereits 4,1 Milliarden Euro kosten. Die Gegner von Stuttgart 21 befürchten, dass es nicht bei dieser Kostensteigerung bleiben wird (siehe unten).

Heute (Freitag) Menschenkette am Hauptbahnhof und Mittleren Schlossgarten

Für heute Abend, Freitag, 13. August 2010, um 20 Uhr planen die Gegner eine Großdemonstration am Stuttgarter Hauptbahnhof und im angrenzenden Schlosspark. Die Veranstalter erwarten 10.000 Teilnehmer. Diese sollen eine Menschenkette mit Kerzen um den Stuttgarter Hauptbahnhof und den Mittleren Schlossgarten bilden. Die Demonstranten treffen sich um 20 Uhr an acht verschiedenen Sammelpunkten entlang der der Strecke. Dort spielen Musiker und werden Kerzen ausgegeben. Um 20.30 Uhr soll die Kette geschlossen werden und eine Schweigeminute folgen. Im Anschluss ziehen die Aktivisten gemeinsam mit den Musikern in den Park. Um 21.30 Uhr wollen sie zum Abschluss gemeinsam mit Timo Brunke am Widerstandsbaum „Freunde schöner Kopfbahnhöfe“ singen (weitere Infos http://www.kopfbahnhof-21.de/).

Allein die Neubaustrecke Ulm – Wendlingen verteuert sich um 865 Millionen Euro

Wie das zuständige Kommunikationsbüro des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm gegenüber dem SWR mitteilte, werden nun Bagger Schritt für Schritt die Mauern des Nordflügels abtragen. Das Gebäude werde stufenweise bis auf Niveau der Kellerdecke zurückgebaut. Für den gesamten Rückbau seien zweieinhalb bis drei Monate geplant, berichtet der SWR. Bei dem Großprojekt «Stuttgart 21» wird der Stuttgarter Hauptbahnhof vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof umgestaltet, unter die Erde verlegt und der Flughafen an das Schienennetz angebunden. Ursprünglich war das Projekt mit Kosten in Höhe von rund 4,1 Milliarden Euro veranschlagt worden. Erst kürzlich verkündeten die Projektpartner von Stuttgart 21 jedoch eine Kostensteigerung allein bei der Neubaustrecke Ulm – Wendlingen um 865 Millionen Euro.

Bundesrechnungshof ging 2008 schon von 5,3 Milliarden Euro Baukosten aus

Gegner von Stuttgart 21 verweisen auf einen Bericht des Bundesrechnungshofs, der bereits 2008 vor den Mehrkosten bei Stuttgart 21 gewarnt habe und damals eine eine eigene Kostenschätzung von 5,3 Milliarden Euro vorlegte. (zum Bericht des Bundesrechnungshofs http://www.kopfbahnhof-21.de/fileadmin/bilder/stellungnahmen/081030_brh-bericht_zu_s21.pdf).

Münchener Büro Vieregg & Rössler berechnete die Kosten auf 6,3 Milliarden Euro zum Preisstand von 2008

Nach Angaben der Initiative „K21 – ja zum Kopfbahnhof, Bahnhof mit Vernunft“ hat das „Münchener Büro Vieregg & Rössler, das durch eine präzise Kostenschätzung zum Transrapid von sich Reden gemacht hat, die Kosten von Stuttgart 21 auf 6,3 Milliarden Euro zum Preisstand von 2008 berechnet“.

Bericht des SWR-Fernsehens von Donnerstag, 12. August 2010:

http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/did=6762738/pv=video/nid=1622/1iqdufk/index.html

Weitere aktuelle Informationen zu Stuttgart 21:

Gegner von Stuttgart 21 http://www.kopfbahnhof-21.de/

»Bei ›S21‹ sind Dumpingfirmen am Zug« – Gewerkschafter richten Hotline für Beschäftigte ein http://www.jungewelt.de/2010/08-13/048.php

Studie zu Stuttgart 21: Stuttgart-Ulm schadet dem Güterverkehr http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2590550_0_9223_-studie-zu-stuttgart-21-stuttgart-ulm-schadet-dem-gueterverkehr.html

«Stuttgart 21» Eine Stadt steht kopf http://www.woz.ch/artikel/rss/19612.html

Proteste gegen das geplante Baugroßprojekt »Stuttgart 21«: http://www.jungewelt.de/2010/08-12/044.php

Beschäftigte unter Druck – Gewerkschaft richtete Telefonhotline ein
»Die Initiative »GewerkschafterInnen gegen Stuttgart 21« hat eine Hotline für Beschäftigte bei an S 21 beteiligten Firmen eingerichtet. »Wir wollen damit deutlich machen, dass wir das Milliardenprojekt ablehnen, aber trotzdem solidarisch sind mit den KollegInnen«, so Bernhard Löffler, DGB-Vorsitzender in Nordwürttemberg gegenüber der Tageszeitung Neues Deutschland. Viele der beim Bauprojekt Stuttgart 21 beschäftigten KollegInnen seien selbst GegnerInnen des Projekts. Alle stünden unter einem immensen Druck. Auch mehrten sich Hinweise, dass die Bahn Dumpingfirmen einsetze und arbeitsvertragliche Standards verletze. Ratsuchende werden bei Bedarf weitervermittelt an die Rechtsstellen der Einzelgewerkschaften. Die Anrufe bei der Hotline werden vertraulich behandelt. Die Hotline ist unter der Telefonnummer 0711 – 2028-331 zu erreichen. E-Mail: info@gewerkschaftergegenS21.de, Internet: http://gewerkschaftergegens21.de/

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