Die bestuhlten Plätze in der Kirchberger Stadthalle haben gestern Abend (Sonntag, 26. September 2010) bei weitem nicht ausgereicht. Zahlreiche weitere Stühle mussten geholt werden. Etwa 300 Besucher wollten hören, was vier Experten über die Gefährlichkeit von Mobilfunk- und Tetrafunk-Strahlung zu sagen haben. Eingeladen hatten die Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk und Tetrafunk im Landkreis Schwäbisch Hall. Als Gastgeber fungierte Werner Schüpf aus Kirchberg/Jagst.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Tetrafunk-Sendeanlage in Kirchberg soll bald in Betrieb genommen werden
Eines wurde bei der Veranstaltung in Kirchberg deutlich: Viele Menschen haben Angst vor gesundheitsgefährlichen Strahlen und Elektrosmog. Dass diese mit den menschlichen Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden können, beunruhigt die Leute zusätzlich. Besonders gefährdet sind Kinder. In vielen Gemeinden der Region Hohenlohe sollen in den nächsten Monaten Tetrafunk-Sendeanlagen in Betrieb genommen werden. Die Kirchberger Anlage steht nur wenige hundert Meter entfernt des Schulzentrums, eines Kindergartens und eines Internats.
„Gift“ für elektrosmogsensible Menschen
Was sich hinter dieser Tetrafunk-Sendetechnik verbirgt, wissen nur wenige Bürgerinnen und Bürger. Sie ist nach Ansicht von Kritikern das derzeit gefährlichste „Gift“ für elektrosmogsensible Menschen. Mit diesem dauernd strahlenden Digitalfunk sollen künftig Polizei, Feuerwehr und andere Rettungsdienste ausgestattet werden. Die Kosten für die Einführung dieser neuen Technik belaufen sich nach Angaben von Mobilfunkkritikern deutschlandweit auf rund zehn Milliarden Euro. Für einen Bruchteil dessen könnte der bestehende weitaus ungefährlichere Analogfunk modernisiert werden – was nach Angaben des Funktechnikers Ulrich Weiner absolut ausreichend wäre. Ulrich Weiner ist einer der bekanntesten Aktivisten gegen Mobilfunk und Tetrafunk in Deutschland. Aus gesundheitlichen Gründen kann er seit Jahren nur noch in strahlungsarmen Funklöchern wohnen und schlafen. Davon berichtete er am gestrigen Sonntag ausführlich in Kirchberg/Jagst. Er rief zum aktiven Widerstand gegen die undemokratische Aufstellung von Tetrafunk-Sendeanlagen auf.
Krebsfälle um über 500 Prozent gestiegen
Von den gefährlichen gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunk und Tetrafunk auf den menschlichen Körper berichtete die Umweltärztin Barbara Dohmen aus Murg am Hochrhein. Seine bewegende Familiengeschichte erzählte Hans Schmelzer aus Helmstadt bei Würzburg. Der pensionierte Schulrektor verlor vor einigen Jahren seine Frau durch die Folgen einer Krebserkrankung. Wenige Jahre vor ihrer Erkrankung wurde in unmittelbarer Nähe ihres Wohnhauses ein Mobilfunkmast errichtet. Zwischen 1996 und 2006 hat es in Helmstadt, so Schmelzer, im direkten Abstrahlungsbereich des Sendemasts 32 Krebsfälle gegeben. Von 1986 bis 1996 seien es nur sechs gewesen. Nachdem Schmelzer auch in mehreren anderen Orten ähnliche Veränderungen der Krebsfälle in der Nähe von Sendeanlagen recherchiert hatte, gibt es für ihn einen direkten Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und Krebserkrankungen. Seit einigen Jahren leidet Schmelzer selbst an Krebs. Das Vermächtnis seiner Frau und die eigene Krankheit trreiben ihn an, aktiv gegen Mobilfunkmasten und Tetrafunk zu kämpfen. Dies geht seiner Ansicht nach zunächst einmal über bestmögliche Information der Bürger über den Mobilfunk und seine Auswirkungen auf die Gesundheit.
Schüler in Rot am See müssen bei starker Mobilfunkstrahlung lernen
Von gesundheitsschädlichen Strahlungswerten auf dem Schulhof und in den Klassenzimmern der Schule in Rot am See berichtete der Messtechniker Werner Kloss. Er demonstrierte in der Kirchberger Turnhalle auch wie hoch die Strahlung eines Mikrowellenherds ist. Sie bewegte sich um ein Vielfaches über dem gesundheitlich unbedenklichen Wert.
Nächstes Treffen von Mobilfunkgegnern am Donnerstag, 30. September 2010:
Alle Menschen, die sich für die gesundheitlichen Auswirkungen von Tetrafunk und Mobilfunk interessieren und sich gegen die Errichtung und Inbetriebnahme von Sendeanlagen einsetzen wollen, sind zu einem Treffen der Bürgerinitiativen am Donnerstag, 30. September 2010, um 20 Uhr in den Nebenraum des Gasthauses Krone in 74538 Rosengarten-Uttenhofen, Hauptstraße 67, eingeladen.
Weitere Information zum Thema: Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht in den nächsten Tagen Interviews mit den Referenten der Info-Veranstaltung in Kirchberg/Jagst.