Eine kritische Bewertung der Veranstaltung zum BOS-Digitalfunk/TETRA vom Mittwoch, 19. Januar 2011, in Kirchberg/Jagst nimmt ein Besucher in diesem Artikel vor. Als Referenten waren von den veranstaltenden Gemeinden Kirchberg/Jagst und Rot am See eingeladen: Manfred Müller vom Regierungspräsidium/Landespolizeidirektion Stuttgart, Dr. Matthias Otto, „Naturwissenschaftler“ und Dr. Thomas Gritsch, TÜV Südwest. Mobilfunkgegner wurden von den Organisatoren (Bürgermeister Stefan Ohr und Siegfried Gröner) nicht aufs Podium gelassen.
Von Roman Schmitt, Kirchberg/Jagst
Motorola-Konzern profitierte
Referent Manfred Müller, Regierungspräsidium/Landespolizeidirektion Stuttgart, sprach über den Aufbau des digitalen Behördenfunknetzes BOS in Baden-Württemberg. Dabei vertritt er dienstlich die Entscheidung einer Politik, welche für TETRA Steuergelder in immenser Höhe einsetzt, von denen unter anderem der Motorola-Konzern profitierte, und die eine flächendeckende zusätzliche Strahlungsbelastung in ganz Deutschland zur Folge haben wird sowie hohe Folgekosten für die ohnehin finanziell strapazierten Gemeinden.
Ein Mensch, der wegen dortiger Strahlenbelastung nicht einmal in ein Krankenhaus kann
Die Anzahl der „Funklöcher“, also Gebiete mit geringerer elektromagnetischer Belastung, wird sich dadurch erheblich verringern. Bundesregierung und verantwortliche Verwaltungen und Behörden haben es bisher abgelehnt, für an der Strahlung Erkrankte und unter der Strahlung Leidende Gebiete ohne Strahlenbelastung, das heißt strahlungsfreie Lebensräume auszuweisen, beziehungsweise diese zur Verfügung zu stellen, ebensowenig wie strahlungsfreie Krankenhäuser. Ich kenne einen kranken Menschen, der sich nicht einmal auf dringende Empfehlung eines Notarztes zur Behandlung ins Krankenhaus begeben kann, weil dort W-LAN, DECT-Telefone, Mikrowellentelefone und andere Geräte eine hohe elektromagnetische Belastung bewirken. Der Entwicklungsstand einer Zivilisation definiert sich meines Erachtens nicht ausschließlich über den Stand der Technologie, sondern vielmehr über die Qualität des mitmenschlichen Umgangs und des sozialen Klimas.
„Dies würde das Ende des Mobilfunks bedeuten“
Matthias Otto bezeichnete die geltenden Grenzwerte als ausreichend und stellte die athermischen Wirkungen der Mikrowellenstrahlung infrage. Er machte unzutreffende Aussagen, zum Beispiel bezüglich der Diffamierung der Studie Professor Adlkofer seitens Professor Lerchl, was Zwischenrufe wie „Sie lügen“ bewirkte. Er ist für das von vier
Mobilfunkkonzernen finanzierte „Informationszentrum Mobilfunk“ (http://www.izmf.de/html/de/62114.html) publizistisch tätig (Broschüren). Wichtig ist im Zusammenhang mit der Reflex-Studie die Aussage Herrn Ottos, dass, sollte sich die Gentoxität durch Mobilfunk herausstellen, wir ein ernstes Problem haben. Selbst Professor Lerchl sagte vergangenes Jahr, wenn sich die Ergebnisse der Reflex-Studie bewahrheiten würden, dies das Ende des Mobilfunks bedeuten würde. Nach meinem Kenntnisstand wurde die Studie inzwischen mehrfach reproduziert und kam immer zum selben schrecklichen Ergebnis. Eine politische Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse zeichnet sich allerdings nicht ab. Wer sich über den komplexen Sachverhalt und die Zusammenhänge näher informieren möchte kann, dies bei:
http://www.stiftung-pandora.eu/downloads/stiftung-pandora_pm_2011-01-18.pdf
http://www.stiftung-pandora.eu/downloads/stiftung-pandora_wien_2011-01-18.pdf
http://www.kompetenzinitiative.de/demokratie/verflechtungen/angebliche-und-tatsaechliche-manipulationen.html
http://www.diagnose-funk.ch/wissenschaft/wien-angebliche-datenfaelschung/versuch-der-vernichtung-wissenschaftlicher-daten.php
http://www.diagnose-funk.ch/wissenschaft/wien-angebliche-datenfaelschung/prof-adlkofer-zum-wiener-verleumdungsskandal.php
Diese Hintergrundinformationen belegen, dass kritischer Journalismus und konsequente unabhängige Recherche, einschließlich investigativer Befragungen mehr denn je notwendig sind, denn auf Spiegel und Co. kann man sich nicht immer verlassen, vielleicht sogar nicht grundsätzlich verlassen.
Unangenehme Fragen: Bürgermeister Ohr ließ Saalmikrofon abstellen
Bei seiner kritisch-journalistischen Befragung des Herrn Otto wurde Ralf Garmatter, Redaktionsleiter von Hohenlohe-ungefiltert (und Bürger von Kirchberg), mehrfach vom moderierenden Bürgermeister Stefan Ohr unterbrochen und daran gehindert auszureden. Eine freie und ungestörte Stellung seiner Fragen war so nicht möglich. Bürgermeister Ohr drohte dem Journalisten zudem, das Saalmikrofon abzustellen und mit seiner „Macht“ als Veranstalter. An anderer Stelle bedeutete er einem Referenten, eine Frage aus der Bürgerschaft nicht zu beantworten, die ihm offenbar nicht recht war. Ein solches Verhalten minderte den „Wert“ der „Informations“veranstaltung auf ein unakzeptables Minimum. Kritischer Journalismus sollte auch in Kirchberg an der Jagst möglich sein.
Bereits jetzt gravierende Strahlenbelastungen in Rot am See und Kirchberg
Referent Thomas Gritsch berichtete anschaulich über die bereits jetzt gravierenden Strahlenbelastungen in Rot am See und Kirchberg. Es wäre wünschenswert, dass die Gemeinden Rot am See und Kirchberg den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Medien der Region die ermittelten und vorgetragenen Messergebnisse, einschließlich der professionellen Grafiken zur Verfügung stellen würden. Dies sollte möglich sein, da die Messungen mit öffentlichen Mitteln finanziert wurden. Leider ist zu berichten, dass auch Herr Gritsch das Konstrukt der „harmlosen“ „Grenzwerte“ in billionenfacher Höhe der natürlichen Hintergrundstrahlung verinnerlicht hat und seine Argumentation hierauf aufbaute.
Mobilfunk-PR auf Kosten der Steuerzahler
Unabhängige Referenten, welche die maßlose und zwangsweise Bestrahlung der Bevölkerung mit gepulsten und ungepulsten Mikrowellen kritisch betrachten und deren gesundheitlich dramatische Folgen dokumentieren, wurden ausdrücklich nicht zu dieser einseitigen Veranstaltung zugelassen, die mit öffentlichen Geldern bezahlt wurde. Die vor einigen Monaten durchgeführte unabhängige Informationsveranstaltung der Bürgerinitiativen hingegen, wurde nicht ordnungsgemäß finanziell ausgestattet.
UmweltärztInnen dokumentieren gesundheitliche Folgen
Erfahrene UmweltärztInnen wie Dr. Hans Scheiner, Dr. Joachim Mutter, Dr. Cornelia Waldmann-Selsam, Barbara Dohmen, Dr. Wolf Bergmann, die zahlreichen Unterzeichner der Freiburger, Bamberger und Wiener Appelle sowie anderer Initiativen wie die Kompetenzinitiative (http://www.kompetenzinitiative.de/) sowie den Bürgerinitativen bekannte weitere Ärzte aus der Region, haben die gesundheitlichen Folgen einer permanenten Bestrahlung mit gepulsten und ungepulsten Mikrowellen untersucht und dokumentiert.
Erkrankung eines jungen Mitbürgers aus Wallhausen
Möglicherweise empfiehlt sich deren Konsultation bezüglich der berichteten gravierenden Erkrankung eines jungen Mitbürgers aus Wallhausen, der unweit der Strahlungsanlage Wasserturm wohnen soll. Die Bürgerinitiativen sind bereit, Messungen vorzunehmen, um die elektromagnetischen Belastungen des Umfeldes zu ermitteln. Da auf dem Wasserturm zahlreiche Strahlungsanlagen installiert sind, die täglich 24 Stunden lang gepulste und ungepulste Mikrowellen emittieren, dürften diese Belastungen erheblich sein.
Es gibt zahlreiche ernstzunehmende Warnungen vor der Technologie:
Professor Dr. Kappos von der Bundesärztekammer weist darauf hin, dass eine große Anzahl von Arbeiten publiziert wurde, die funktionelle Gesundheitsstörungen im Zusammenhang mit der Exposition durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung beschreiben. Der größte deutsche Umweltverband, der BUND fordert einen sofortigen Ausbaustopp dieser für Mensch und Tier schädigenden Technik. Kurz- und langfristige Schädigungen sind absehbar und werden sich vor allem in der nächsten Generation manifestieren.
Schwangere, Neugeborene und Kinder sind besonders gefährdet
Das Europäische Parlament hat im April 2009 den Ries-Report verabschiedet. In diesem werden die Regierungen zur Änderung der Schutz- und Vorsorgepolitik aufgefordert. Das Europäische Parlament verweist darauf, dass die Grenzwerte der Bevölkerung keinen Schutz bieten. Schutzbedürftige Gruppen wie Schwangere, Neugeborene und Kinder sind besonders gefährdet. Der Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer Huber schreibt: „Würden Medikamente dieselben Prüfergebnisse wie Handystrahlen liefern, müsste man sie sofort vom Markt nehmen. Denn keine Firma der Welt würde Arzneimittel entwickeln, die bei Versuchstieren oder in Zellexperimenten Krebs auslösen und dann behaupten, dass werde beim Menschen so schon nicht auftreten.“ Die Österreichische Ärztekammer klärt deshalb konsequent über die Risiken auf.
Wenn Menschen mobil telefonieren, beeinflusst die Strahlung direkt das menschliche Gehirn
Das „Russische nationale Komitee zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung“ (RCNIRP) wendet sich am 14. April 2008 in einem Appell an die Bevölkerung: „Das elektrische Feld ist ein wichtiger biologischer Faktor, der nicht nur die menschliche Gesundheit im Allgemeinen angreift, sondern auch die Prozesse der höheren Nervenaktivität, einschließlich des Verhaltens und des Denkens. Wenn Menschen mobil telefonieren, beeinflusst die Strahlung direkt das menschliche Gehirn.
http://www.diagnose-funk.ch/politik/behoerden-int/russische-experten-warnen-gefahr-fuer-kinder.php
Die Bürgermeister Ohr und Gröner machen sich zu Handlangern der Mobilfunkindustrie
Die Organisatoren der Kirchberger „Informations“veranstaltung scheinen dies alles nicht ernst zu nehmen. Sie präsentieren den Bürgerschaften Kirchbergs und Rot am Sees sogar einen Mitarbeiter der Mobilfunkindustrie als Referenten und bezahlen diesen aus öffentlichen Mitteln. Die Bürgermeister Stefan Ohr und Siegfried Gröner haben sich durch ihr Verhalten und die Auswahl der Referenten nicht als Kritiker, sondern als Befürworter einer Technologie bekannt gemacht, welche die zwangsweise Bestrahlung der Bevölkerung mit gepulsten und ungepulsten Mikrowellen zur Folge hat, und dies trotz der zahlreichen Hinweise auf die Gefahren dieser Technologie und deren Folgen. Die sorgfältigen und Besorgnis erregenden Untersuchungen Tausender ÄrztInnen, die Dokumentationen Tausender Bürgerinitiativen sowie das Leid und die Kritik Hunderttausender Betroffener und engagierter Bürgerinnen und Bürger wurden an diesem Abend nicht angemessen bis gar nicht berücksichtigt.
Zwangsbestrahlung der Bevölkerung ist ein Politikum
Die fortgesetzte, unausweichliche und zwangsweise Bestrahlung der Bevölkerung mit gepulsten und ungepulsten Mikrowellen betrifft nicht nur technische und medizinische Sachgebiete. Sie ist vielmehr und eindeutig auch ein politisches Thema, das zu lange und systematisch ignoriert und vermieden wurde.
Daher muss gefordert werden:
1. Die unausweichliche und zwangsweise Bestrahlung der Bevölkerung mit gepulsten und ungepulsten Mikrowellen ist als eine Form von Gewalt einzustufen.
2. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen der gepulsten und ungepulsten Mikrowellenstrahlung in billionenfacher Höhe der natürlichen Hintergrundstrahlung nicht unabwendbar im Sinne einer Bestrahlung per Zwang ausgesetzt sein. Hierbei sind etwaige definierte sogenannte „Grenzwerte“ in Gänze unerheblich.
3. Die Verursacher, Betreiber und politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden haben unverzüglich die Bestrahlung der Bürgerinnen und Bürger, ihres Eigentums, ihrer Häuser, Grundstücke und Wohnungen sowie der öffentlichen Gebäude und Einrichtungen zu unterlassen, und zwar unabhängig von jeglichen „Grenzwerten“.
4. Die Handlungen, Duldungen und Unterlassungen der Verursacher, Betreiber und politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden, die Bürgerinnen und Bürger zu einer systematischen und stetigen Bestrahlung mit gepulsten und ungepulsten Mikrowellen zu zwingen, sind nicht mit den Grundrechten dieser vereinbar.
5. Die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger wiegen grundsätzlich schwerer und sind grundsätzlich höher zu bewerten als das „Recht“ der Betreiber und politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden auf eine fortgesetzte Bestrahlung der Bevölkerung, deren Eigentum, der öffentlichen Gebäude und Einrichtungen sowie der Biosphäre.